Bürger bangen nach den Forstarbeiten am Schloss weiter um den Erhalt der Natur / Vorher über Maßnahmen unterrichten
Derneburg (ara). Viele Menschen zeigen sich nach wie vor empört über das Abholzen in Derneburg. Einige machten jetzt ihrem Ärger bei einer Versammlung im Glashaus Luft. Am Ende blieb die Sorge, ob man die Pflege eines alten Parks und
Naturschutz "unter einen Hut" bringen kann. Vertreter der Paul-Feindt-Stiftung und des Landkreises saßen auf dem Podium des Informationsabends im Glashaus. Sie bemühten sich um einen konstruktiven Dialog mit den Zuhörern. Ulrich Weber von der Kreis-Naturschutzbehörde
gab sich verständnisvoll und sprach von einem "Herumholzen im Idyll". Er könne schon nachvollziehen, wenn die Anwohner die abgeschlossene Baumfällaktion so empfänden, meinte Weber angesichts der Arbeiten im Schatten des Schlosses, die den alten Landschaftspark
zum Vorschein bringen sollen. Etwa so, wie ihn der Graf zu Münster anlegen ließ.
Das alte Bild allmählich heraus zu schälen, ist das Ziel der Paul-Feindt-Stiftung, neue Besitzerin der Teiche am Schloss. Diese Parkpflege soll "behutsam" geschehen, Interessen von Naturschützern und Denkmalpflegern vereinbart werden. Etliche Derneburger
jedoch sehen die Forstarbeiten ganz und gar nicht als sensible Schnitte, die Sichtachsen freilegen.
Kreistagsabgeordnete Ursula Pfahl, auch aus Derneburg, sprach sogar von einem "barbarischen Kahlschlag". Sie appellierte an die Stiftung, künftig die Bevölkerung vorher von einschneidenden Aktionen zu unterrichten., nicht hinterher, sagte Pfahl. Zudem
stellte sie in Frage, ob die Stiftung ihren Vorsätzen widerspreche, nämlich pfleglich mit der Natur umzugehen. Im übrigen erinnerte sie daran, dass man sich im Jahr 2007 befände und nicht anno 1820 schriebe. Die Zeiten, in denen der Graf zu Münster
freien Blick auf seinen Park hatte. Heute aber hätte er eine andere unverstellte Perspektive: auf Wohnwagen und Zelte des Derneburger Campingplatzes, die von einem Zaun aus Resten ehemaliger DDR-Grenzanlagen umgeben seien.
Derlei Blickrichtungen ärgern einige Derneburger. "Vor dem Abholzen hatten wir hier ein gewisses Idyll", beklagte sich Daniela Frankenberg. Nunmehr könnten Anwohner auf Bundesstraße, Bahnlinie und Autobahn blicken. "Ich bin sehr entsetzt", wetterte Sabine
Mahnkopf. "Mit Brachialgewalt" seien die Bäume gefällt worden. Zurück bleibe ein massiver Flurschaden. Auch Richard Liebe kritisierte den Kahlschlag massiv. "Wir haben in Derneburg mit Fürsten, Bischöfen und dem Herren Baselitz leben können", sagte er.
Das werde auch mit der Paul-Feindt-Stiftung gelingen. "Doch dazu müsste sich die Stiftung an die Gepflogenheiten in Derneburg anpassen", so Liebe weiter, der ebenfalls um den Fortbestand des Naherholungsgebietes bangt.
Diese Bedenken suchte Kreis-Umweltamtsleiter Helfried Basse zu zerstreuen. Er versicherte mit Blick auf die Forstarbeiten, dass alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Das Verbrennen von Holz habe er umgehend unterbunden. Inwischen würde das Material
geschreddert. Im übrigen seien die Bäume in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde gefällt worden. In den Augen etlicher Derneburger sind es jedoch viel zu viele Bäume gewesen. Gerade die Fichten seien "radikal" entfernt worden.
Doch das habe seinen Sinn, betonten die Vertreter der Paul-Feindt-Siftung. Die Fichten hätten seltene Wasservögel wie den Mittelsäger empfindlich eingeschränkt - buchstäblich. "Sie waren eingekammert", sagte Heinz Ritter, Vorsitzender der Stiftung. Die
hält unbeirrt an ihrem Vorhabenfest, den alten Landschaftspark wieder sichtbar und zugänglich zu machen. Zudem sei keinesfalls geplant, Massentourismus zu ermöglichen. Der Naturschutz würde auf jedem Fall berücksichtigt.
Daran gibt es auch für Landschaftsarchitekt Andreas von Hoeren nichts zu zweifeln. Er kümmert sich um die Restauration des früheren Parks. An den Teichen werde Denkmalpflege betreiben: "Die Vegetation steht für die Bausteine des Parks". Diese Bausteine
gelte es vorsichtig zu pflegen, indem Überwucherungen beseitigt werden. "Die Natur holt sich sonst alles zurück", erklärte von Hoeren zudem.
Die Diskussion um das "Kultur- und Naturjuwel" wird weitergehen. Im kommenden Frühjahr soll es laut Helfried Basse einen Tag der offenen Tür geben - mit weiteren Informationen zur Entwicklung eines "schönen Fleckchens Erde, das Keiner verderben
will".
Anmerkung: An dieser Stelle möchten wir auf den folgenden Artikel aus der HAZ hinweisen. In diesem Artikel wird genau beschrieben was an den Teichen geschehen wird.