Renaturierung des Gewässers abgeschlossen / Schutz vor neuerlichen Hochwasserschäden
Betheln (ara). Wie in alten Zeiten: Der Bethelner Bach schlängelt sich wieder durch die Felder. Die Renaturierung des Gewässers ist jetzt abgeschlossen. Überdies galt es, Betheln vor weiteren Schäden durch Hochwasser
zu schützen.
Das Projekt hatte darüber hinaus einen weiteren, durchaus beabsichtigten Effekt. Aus einer Landschaft mit einem in ein gerades Bett gezwängten Bach entstand ein Biotop für Flora und Fauna. Und: Die Gewässer vom Hildesheimer Wald bis zur Leine sind nun
für die Tiere und Pflanzenarten durchlässig. "So wurde der Naturraum vernetzt", preist Umweltamtsleiter Helfried Basse den Abschluss des Vorhabens, das in den vergangenen zwei Jahren umgesetzt wurde. Vertreter der Umweltbehörde hatten sich jetzt bei
einem Rundgang über den Stand der Dinge am Rande der Gronauer Masch informiert. Ergebnis: Strotzendes Grün so weit das Auge reicht, eine Tierwelt in weitgehend ursprünglicher Umgebung und ein Bach, der nach historischem Vorbild "mäandert".
Zur Freude von Naturfreunden wie etwa Heinz Ritter, Vorsitzender der Paul-Feindt-Stiftung. Die hatte die Renaturierung des Gewässers im Gebiet der Samtgemeinde Gronau wissenschaftlich begleitet. "Der Bach war früher ein Kanal", erzählt Ritter. Und jetzt? Fließt er wie annodazumal in die Leine in der Nähe der Gronauer Masch. "Bisher geschah dies durch einen mehrere Meter hohen Absturz. Das Wasser schoss durch ein Rohr und ergoss sich dann kaskadenförmig in die Leine. Eine Verbindung für Lebewesen war dadurch nicht möglich", erklärt Werner Tostmann von der Unteren Wasserbehörde des Landkreises.
Doch nunmehr plätschert der Bach wie gewünscht. Eigens wurden auch so genannte "Störsteine" verlegt. Denn das Wasser soll sich brechen, der Bach sich winden können. Um dies zu erreichen wurden alte Rohre entfernt und das Bett des Gewässers erweitert. "Auch ein zehn Meter breiter Uferrandstreifen entstand", erläutert Tostmann. Dafür sorgte die Paul-Feindt-Stiftung. Im Verlauf des Baches bis zur Leine kaufte die Stiftung Ackerflächen. Außerdem wurden heimische Sträucher und Bäume Eschen und Erlen gepflanzt. "Auch der Blut-Weiderich gedeiht hier", weist Ritter auf eine weitere besondere Pflanze hin. Die wächst in Feuchtgebieten und dient als Futterpflanze Raupen und als Nektarspender Schmetterlingen.
Bevor die Natur jedoch in die gewünschten Bahnen gelenkt wurde, galt es zunächst den Hochwasserschutz zu gewährleisten. So auch um den Bereich der "Bethelner Mühle" zu sichern. Denn noch vor zehn Jahren waren durch ein Pfingsthochwasser verheerende Schäden in Betheln entstanden. Auslöser waren extreme Regenfälle und eine überlastete Kanalisation. Außerdem traten der Bethelner Bach und der Nordbach über die Ufer. Um dem entgegenzuwirken, wurden im Zuge eines "Flurbereinigungsverfahrens" unter anderem zwei Regenrückhaltebecken gebaut. "Mehrere hunderttausend Euro sind dafür investiert worden", berichtet Ingenieur Axel Dombrowski von der Wasserbehörde, der sich um die Baumaßnahmen gekümmert hatte. Auch das Amt für Agrarstruktur unterstützte das Vorhaben, um Betheln und Umgebung gegen Hochwasser zu wappnen.
Unterdessen scheint das seit Jahren angestrebte "grüne Band" zwischen Hildesheimer Wald und der Leine durch das Verbinden von Biotopen allmählich komplett. Der in einem flachen Gefälle durch Wald und Wiesen in die Leine fließende Bethelner Bach wirkt jetzt wie eine Nahtstelle dieses Bandes. "Hier können nun zum Beispiel Kleinstfische von Gewässer zu Gewässer wandern", sagt Werner Tostmann.