Feindt-Stiftung übernimmt zum 1. Oktober Derneburger Teichlandschaft
Lange hat die Paul-Feindt-Stiftung um die Derneburger Teiche gerungen. Am Montag unterschrieb sie endlich den Kaufvertrag für die Teichlandschaft.
Von Ute Meister
Derneburg. Die Teichlandschaft zu Füßen von Schloss Derneburg hat einen neuen Besitzer. Am Montag unterzeichnete die Paul-Feindt-Stiftung den Kaufvertrag über 32 Hektar Fläche. 250.000 Euro bezahlte sie dem Land für dieses Teilstück der Domäne Derneburg. Eigentlich hätte das Land die gesamte Domäne mit Hofstelle, landwirtschaftlichen Flächen und Teichen lieber in eine Hand gegeben (der KEHRWIEDER berichtete). Die niedersächsische Domänenverwaltung versprach sich davon eine einheitliche Entwicklung des unter Natur- und Denkmalschutz stehenden Areals. Mit Schlossbesitzer Andrew J. Hall, der Feindt-Stiftung und dem Anglerverein hat sie nun Käufer gefunden, die sich ausdrücklich und laut eigener Satzung den Zielen des Natur- und Denkmalschutzes verpflichtet haben
Foto © Paul-Feindt-Stiftung AHill
Jahrzehntelang bemühte sich die Stiftung, die Teiche zu erwerben. Vorstandsvorsitzender Heinz Ritter zeigt sich nun hoch erfreut: "Wir wollen die Derneburger Teiche auf Dauer für die Natur und die Menschen sichern", umschreibt er das Ziel der Naturschützer, die ab 1. Oktober eines der schönsten Landschaftsgebiete im Landkreis übernehmen. Teiche, Dämme, Grünflächen, Wege gehören ebenso dazu wie die denkmalgeschützen Gebäude der alten Mühle, des ehemaligen Wasch- und Bootshauses sowie des Turbinenhauses. Der kulturhistorische Lavespfad führt durch die Teichlandschaft. Dass er öffentlich zugänglich bleibt, ist anerkanntes Ziel des neuen Eigentümers.
Die Vorhaben der Paul-Feindt-Stiftung, die ausschließlich aus eingeworbenen privaten Mitteln den Kauf und die künftigen Investitionen tätigt, richten sich nicht nur auf den Erhalt der historischen Kulturlandschaft rund um Schloss Derneburg. Die Stiftung will vor allem über ihre Öffentlichkeitsarbeit Menschen für den Schutz von Natur und Umwelt sensibilisieren. Führungen, Beobachtungspunkte, Informationsstellen soll es geben. Die Beobachtung des seltenen Eisvogels, der am häufigsten in Niedersachsen am Zusammenfluss von Nette und Innerste vorkommt, des Mittelsägers, Schwarzstorchs und zeitweise auch des Fischadlers lassen das Herz von Vogelfreunden höher schlagen. Reiher, Tafelenten, Hauben-, Zwerg- und Schwarzhalstaucher haben auf den Teichen ebenfalls Lebensmöglichkeiten.
Die Teiche, die bislang zur Fischzucht genutzt wurden, sollen auch künftig bewirtschaftet werden. "Allerdings als am Naturschutz ausgerichte Teichwirtschaft", betont Ritter. Das bedeute: keine Eingriffe in die Vogelpopulation, keine Pflanzenschutzmittel im und am Gewässer, bessere Bedingungen für mehr Artenvielfalt schaffen, damit Wasservögel im Uferbereich ungestört brüten können.
Auch einst hier vorkommende seltene Pflanzen sollen in die Derneburger Teiche zurückkehren: "Die gelb blühende seltene Seekanne soll sich wieder entwickeln können", verspricht Ritter allen Naturfreunden.
Um den Blick auf Vögel und Pflanzen noch besser frei zu geben, will die Stiftung einen ehemals vorhandenen und nun zugewachsenen Weg wieder frei schneiden. Und die alte Mühle - so eine Vision Ritters - könnte für öffentliche und private Zwecke geöffnet werden. "Vielleicht geben sich künftig Brautpaare hier das Ja-Wort."
Mit dem Kauf der Teichlandschaft ist die Naturschutzstiftung auch ihrem großen Ziel "Kulturlandschaft Innerste-Bergland" (der KEHRWIEDER berichtete) ein Stück näher gekommen. Gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Landkreis hat sie dafür ein Konzept entwickelt. Es sieht vor, historisch belegte Landschaftsbilder wieder herzustellen. Die Neubelebung der vom Grafen zu Münster angelegten Parklandschaft mit exotischen Gebäuden, Alleen, Sichtachsen zu Schloss und Gut Astenbeck, zum Turm oberhalb von Astenbeck, Teichen und Dämmen ist als Ziel beschrieben. Bisher Getrenntes soll so überwunden werden. Der Tausch von Waldflächen ist dafür allerdings noch nötig.
"Wir setzen dabei auf eine gute Zuammenarbeit mit der Schloss Derneburg Corporation", nennt Ritter eine wichtige Voraussetzung für die Verwirklichung des Landschaftspark-Konzepts.
Geht es auf, könnten beispielsweise ein Durchforsten von Wald und Dammbereichen sowie gezielte Anpflanzungen historische Kulturformen wiedererstehen lassen. Derneburg könnte so weiter als touristische Attraktion wachsen: durch seine zentrale Lage zwischen Hannover, Hildesheim und Braunschweig-Salzgitter, die gute Verkehrsanbindung, die waldreiche Umgebung und die Nachbarschaft zu Schlossanlagen wie Henneckenrode und Söder, zum Wohldenberg und dem naturgeschützten Nette- und Innerstetal. Auch eine Aktivierung der Bahnstrecke, die bislang nur als Betriebgleis dient, wäre im Sinne des Konzepts.