Vom Munitionsdepot zum Winterquartier
Hildesheim. Anheimelnd wirken sie nicht gerade, die knapp 40 Quadratmeter großen Bunker aus Beton. Mit dicken Stahltüren sind sie verschlossen, Lüftungsschächte führen ins Freie. Hier lagerte die in Hildesheim stationierte Bundewehr über
lange Jahre ihre Munition. Gut bewacht war das Gelände und bis heute ist es mit dicken Stacheldrahtzäunen umgrenzt.
Immer paarweise sind die Bunker ins Erdreich gebaut. (Fotos Dr. Meister)
43 Munitionsbunker sind auf dem Standortübungsplatz zwischen Oster- und Mastberg über eine Fläche von etwa 12,5 Hektar verteilt. Seit 21. Juni gehören sie der Paul-Feindt-Stiftung. Für 30.000 Euro erwarb sie die Stiftung für Ornithologie, Tierarten- und
Biotopschutz. Fledermäuse und Insekten sollen künftig in den geschützten Bunkerräumen überwintern. Denn gerade für Fledermäuse fehlten natürliche Höhlen in Norddeutschland, begründet Stiftungsvorsitzender Heinz Ritter das Vorhaben.
Fledermäuse und Insekten ziehen bald in die Betonbunker auf dem Osterberg ein.
Bis es so weit ist, gibt es einiges zu tun: Die Eingänge der Bunker sollen mit Aushub aus den benachbarten Giesener Teichen übererdet werden. Und die aus den Bunkern ragenden Belüftungstürme erhalten Einflugöffnungen, die den Tieren den Zugang zu ihren
Winterquartieren ermöglichen. Wie viel das alles kosten wird, kann Ritter noch nicht beziffern. Dass es aber einen längeren Zeitraum benötigen wird, ist sicher. 25.000 Euro seien für die Renaturierung der Giesener Teiche bereits vom Land bewilligt, der
dabei anfallende Aushub stehe bereits für die Türverfüllung zur Verfügung, macht Ritter eine Rechnung auf, die nicht zu zusätzlichen Kosten führen soll. Die Umnutzung des Geländes mit den Munitionsbunkern stellt sich die Feindt-Stiftungals Auftakt für
die Nutzung des gesamten Geländes als Natur- und Landschaftsparadies vor. 279 Hektarhinterlässt die Bundeswehr zum Jahresende, wenn sie den Standortübungsplatz aufgibt (der KEHRWIEDER berichtete).
Der Lüftungsschacht auf jedem Bunker soll zur Einflugschneise für Tiere umfunktioniert werden.
Das Gebiet von europäischer Bedeutung als Lebensraum für gefährdete Arten zwischen Haseder Busch, Giesener Bergen, Gallberg und Finkenberg könnte so zu einem der schönsten und größten und die Natur schonenden Naherholungsgebiet der Hildesheimer und der
umliegenden Gemeinden werden. Ein Konzept "Kleeblatt" hat die Naturschutzbehörde der Stadt bereits entwickelt und den politischen Gremien vorgestellt. Es sieht verschiedene Themenpfade vor, die zu Aussichtstürmen führen und mit vielen Informationstafeln
versehensind. Von Schafen gepflegtes Grünland, Ansiedlung alter heimischer Tierrassen, Rückkehr von Vogelarten wie dem Wiedehopf, Erhalt der Brutstätten von Neuntöter, Heidelerche, Brachpieper, Nachtschwalbe und Rotkopfwürger die Paul-Feindt-Stiftung
weiß genau, welchen Schatz an natürlichen Flora und Faunaressourcen dieses Gebiet ermöglicht. Im kommenden Jahr will sie alle Fakten und Daten über Geologie, Geografie und Natur veröffentlichen. Mehr als 20 ehrenamtliche Mitarbeiter haben sie zusamengetragen,
verrät Ritter.
Schafe werden die reizvolle Landschaft auch in Zukunft pflegen.